Das Land über den Bäumen

Wie in unserem letzten Blog zu lesen, befinden wir uns nun in den Rocky Mountains, dem höchsten Gebirge in Kanada. Lake Louise ist ein kleines Örtchen, dass nur vom Tourismus lebt. Ein Skigebiet zieht die Menschen im Winter hierher, im Sommer kann man die Lifte nutzen um ohne Anstrengung ins Hochgebirge zu gelangen und dort kleine oder große Wanderungen zu unternehmen. Außerdem kann man mit etwas Glück Bären von der Gondel aus entdecken. Die beiden Hauptattraktionen Lake Louise und Moraine Lake liegen 5 und 15 km außerhalb des Städtchens. Diese sind so gut besucht, dass man gezwungen wird sehr früh oder spät dort hinzufahren oder ein Shuttle zu nehmen. Gerade am weiter entfernten Moraine Lake sind die Parkplätze schon 5:30 am morgen voll, und selbst die Shuttles täglich ausgebucht.
An unserem 1. Abend schauten wir uns den Lake Louise an und holten uns Informationen im Touristencenter der Stadt. Am nächsten Tag starteten wir eine Wanderung nahe dem Skigebiet. Nach ca 4 km begann es zu regnen und wir stellten uns an einer Informationstafel unter. Lustigerweise trafen wir hier auf Talia, von der wir uns 1 Woche zuvor auf der Farm verabschiedet hatten. Sie war mit ihrer Schwester für 7 Tage in den Bergen, und hatten wohl jeden Tag Regen :( auch wenn die Sicht bescheiden war und es weiterhin regnete machten wir uns an den Aufstieg zur "Half-Way-Hut". Durchnässt kamen wir dort an und brachen unsere Wanderung nach einer kurzen Pause ab. Erst als wir wieder fast am Auto waren brach die Sonne endlich durch, und es klarte etwas auf. Trotzdem war der Tag nicht verschwendet denn wir lernten, dass wir deutlich schneller als geplant an der besagten Hut sein können und somit auch noch deutlich weiter gehen könnten. Am Abend im Whirlpool beschlossen wir den Aufstieg in 2 Tagen nochmal bei besserem Wetter zu versuchen.

Der Tag dazwischen war nötig, da das Wetter auch hier nur zwischen 11 und 14 Uhr gut werden sollte. Wir beschlossen also eine nur kurze Wanderung auf den 2744m hohen Mt. Fairview direkt neben dem See auf 1731m Höhe. Auch diese kurze Wanderung verlief nicht wie geplant, denn wir verfehlten unseren Wanderweg und folgten stattdessen einen im Sommer nicht gepflegten Weg für Skilangläufer. Immer weiter folgten wir dem Weg in den Wald, auch wenn wir bei jedem Schritt 5cm in den nassen Waldboden einsanken. Uns war mittlerweile durchaus bewusst, dass wir auf einem falschen Weg gingen, doch hatten wir keine Karte und auch kein Bärspray mitgenommen. Aus der Erinnerung an die Karte waren wir uns sicher dass wir früher oder später auf einen Weg oder die Straße treffen müssten. Und so war es dann auch, nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir eine Kreuzung und konnten ab hier einen besser befestigten Reitpfad folgen. Der uns zurück zu unserem Auto führte. Den Gipfel des Mt Fairview bestiegen wir nicht mehr, doch machten wir einen weiteren kleinen Umweg um zumindest eine Aussicht auf diesen zu bekommen, bevor das Wetter wieder umschlug.



Der nächste Tag war wie angekündigt besser und wir sind froh den Weg zur "Half-Way-Hut" nochmals in Angriff genommen zu haben, denn wir wurden mit einigen guten Aussichten belohnt. Von der Hut aus führte uns ein kurzer Nebenweg zu einem versteckten Bergsee, und der Hauptweg über den Boulderpass in ein ausladendes Tal mit weiteren Seen. Diesem Tal folgen wir ca 4 km bis wir abbogen und mit dem Deception Pass (2500m) den höchsten Punkt unserer Tageswanderung erreichten. Hier gönnten wir uns eine Verschnaufpause bevor es den 14km langen Weg zurück zu unserem Auto auf ca 1700m Höhe ging.

 

Am nächsten Tag fuhren wir nach einem "kurzem" 160km Einkaufsumweg bis zum Bow Lake. Den wir an diesem Tag nur kurz besichtigten. Und uns auf eine Wanderung für den folgenden Tag, auf der gegenüberliegenden Straßenseite einigten. Geplant war der 6 km lange Weg rauf zum Helen Lake und weitere 3km auf den Dolomiten Pass. Noch vor dem Helen Lake kamen uns 2 ältere Kanadier entgegen und erzahlten uns sie mussten umkehren weil ihnen eine Grizzly-Mama mit Kind über den Weg gelaufen ist. Wir warteten mit den beiden bis wir uns mit noch weiteren Wanderern zu einer großen Gruppe verbinden und weiter konnten. Und ca 5 min später entdeckten wir die 2 Bären nur 20-30 Meter neben uns. Von unserer großen Gruppe aufgeschreckt ergriffen diese die Flucht und wir konnten sie noch einige male aus weiter Ferne rennend beobachten.

 
Bis zum Helen Lake blieb unsere formierte Gruppe bestehen, und die 2 Kanadier empfohlen uns anstatt auf dem Dolomiten Pass umzukehren, lieber die Zeit zu investieren und bis auf dem 2993m hohen Cirque Gipfel zu gehen. Dies ist der höchste der nahe liegenden Berge, und so hatten wir von dort eine perfekte 360° Aussicht auf die umliegenden Täler, Berge,Seen und Gletscher. Der Aufstieg hatte es allerdings in sich und gerade das letzte Stück war gewöhnungsbedürftig. Der steile Hang bestand nur aus losem Geröll, so das man vor allem beim späteren bergab gehen mit jedem Schritt noch ein paar cm rutschte.

 

Lustigerweise trafen wir bei unserem Abstieg wieder auf Ian und Talia von der Farm, die uns sogleich zum Abend in ihrem Camp in Lake Louise einluden. So kam es das wir für eine Nacht nochmal zurück fuhren. Die nächsten 4 Tage verbrachten wir auf dem Weg nach Jasper. Dies ist eine 230km lange Straße durch 2 Nationalparks vorbei an dem größten Gretschergebiet in den Rocky Mountains. Die Aussichten waren schon von der Straße aus spektakulär, trotzdem machen wir viele kleine Stops und Wanderungen wie zu den Bow-Lake Wasserfällen, dem Bow-Gletscher Summit, dem Glacier Lake, Gletscher Center, und vielen Wasserfällen. In Jasper verbrachten wir weitere 4,5 Tage.

 

Am ersten (halben) Tag holten wir uns Informationen in der Touristeninfo, gönnten uns ein super großes Eis, und verbrachten den Rest der Zeit in der Bibliothek, die wir gewöhnlich für kostenfreies Internet und Strom ansteuern. Den 2. Tag verbrachten wir in der gut besuchten Edith Cavell Area. Der Weg dort führte uns über steinige Landschaft, die vor nicht allzu langer Zeit noch von einem Gletscher bedeckt war. Zu einem kleinen See am Fuß des Cavell Gletschers. Dieser See war Aufgrund der Eisschmelze mit vielen kleinen Eisbergen und Schollen übersät. Über dem kleinen Cavell Gletscher drohnte der größere Angel Gletscher und auf der anderen Seite das Massiv des Mount Cavell. In diese Richtung folgten wir dem Weg noch 4km bis auf einen Aussichtspunkt bevor es zurück ging.

 

Den 3.Tag verbrachten wir mehr oder weniger komplett in dem Städtchen, hauptsächlich wieder in der Bibliothek. Außerdem lasen wir in der Touristeninfo das in 2 Tagen mit einer Wahrscheinlichkeit von 30-70% Nordlichter zu sehen sind. Diese Gelegenheit wollten wir uns nicht entgehen lassen, zumal wir uns in dem 2. größten Lichtschutzgebiet der Welt befinden, in diesen gibt es keine störenden Lichtquellen. Am 4. Tag ging es für uns auf den Mount Whistler. Auf dem 7.3 km langen Weg nach oben sahen wir nur einen weiteren Wanderer ganz am Anfang. Erst nach 1200 Höhenmetern an der Gondelstation wurde der Berg voll. Erstaunlich, wie viele Menschen 50$ für einen Gondelausflug bezahlen, nur um oben ein Foto zu machen und wieder umzukehren. Immerhin ⅔ der Meute folgte uns die restlichen 120 Höhenmeter und 1km langen weg bis auf die Spitze, auch wenn die meisten davon nach dem 1. Lookout auf halbem weg wieder umkehrten. Interessanterweise waren es eher die Rentner die hier durchzogen. Die Aussicht war wie zu erwarten atemberaubend. Oben war es allerdings sehr windig und wir sahen in der Ferne ein Unwetter aufziehen, also beeilten wir uns auf unserem Abstieg. Am Abend besuchten wir einen Brettspieletreff in der Stadt und konnten so den Regen im trockenen aussitzen.

 

Den 5.Tag verbrachten wir am Lake Annette mit baden, spielen und lesen. Am Abend wollten wir in der Touristeninfo nochmal die aktuelle Wahrscheinlichkeit für Nordlichter erfahren, mussten aber feststellen, dass wir um 1 Nacht zu spät dran waren. :( Nunja die Nacht zuvor hatte es sowieso geregnet, so das wir nichts verpasst hatten. Paul, der Mitarbeiter dort, den wir schon vom Spieleabend kannten zeigte mir eine Internetseite auf der wir Voraussagen für Nordlichter finden, sowie ein Bild von den Lichtern Tags zuvor aus einem anderen Nationalpark. Die nächsten Nordlichter waren in 3 Nächten angekündigt. Ob wir diese sehen werden bleibt abzuwarten.

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