Nordlichter und Sternenhimmel

In den letzten Monaten wurde uns von vielen Kanadiern ans Herz gelegt, die Insel Haida Gwaii zu besuchen. Die Insel liegt an Kanadas Westküste und kann per Fähre oder Flugzeug erreicht werden. Wir entschieden uns für die Fähre. Dazu mussten wir zunächst die kleine Hafenstadt Prince Rupert erreichen.
Somit war die nächste Etappe unserer Reise geplant. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt noch in Jasper und waren gerade dabei die Rocky Mountains zu verlassen. Bis nach Prinz Rupert lagen noch ganze 1000km vor uns.
Da wir es nicht eilig hatten, machten wir eine ganze Menge Zwischenstopps. Außerdem hatten wir zwei Platten, die zu reparieren uns ebenfalls Zeit kostete. Insgesammt dauerte es 2 Wochen bis wir Prince Rupert erreichten.


Chun T’oh Whudujut Provincial Park

Dieser Park erstreckt sich über 11000 Hectar, wobei ein kleinerer Teil von 685 Hectar unter Naturschutz steht. In diesem Abschnitt wachsen uralte Bäume. Der größte von ihnen, „Big Tree“, wird auf 2000 Jahre geschätzt. Außerdem misst sein Stamm einen stolzen Durchmesser von 5 Metern. Um die oberen Wurzeln der Baumriesen zu schützen, wurden Holzstege errichtet. Somit konnten Ranger sicher stellen, dass das Ökosystem um die Bäume erhalten bleibt und Besucher die Wurzeln nicht durch ihre Fußstapfen verletzen.
(Bildquelle: http://garon.ch/galerie/canada/British Columbia, 8.10.2019)
 

Nordlichter

Nachdem wir in Jasper leider keine Nordlichter sehen konnten, informierten wir uns online über neue Sonnenstürme. So erfuhren wir das drei Tage später neue Nordlichter angekündigt worden. Jetzt brauchten wir nur noch eine sternenklare Nacht. Der Wetterradar prophezeite uns Wolken in Prince George, unserem nächsten Etappenziel. Wir erweiterten unsere Suche und fanden schließlich eine sternenklare Prognose für den Bear Lake. Der Bear lake befindet sich 50 km nördlich von Prince George und somit nicht auf unserer Reiseroute nach Prince Rupert. Trotzdem nahmen wir den Umweg in Kauf, da wir uns die Chance Nordlichter zu sehen nicht entgehen lassen wollten.
Das Wochenende an dem die Nordlichter angekündigt wurden, war auch ein langes Wochenende für alle Kanadier. Am 02.September fand der Labour Day (Tag der Arbeit) statt, ein nationaler Feiertag an dem alle Kanadier frei haben. Dementsprechend voll war der kostenlose Campingplatz am Bear Lake. Wir sicherten uns einen der letzten von zwei freien Campingspots nahe am See. So hatten wir eine gute Sicht auf den freien Himmel.
In der Zwischenzeit beobachteten wir unsere Nachbarn beim Campen. Wiedereinmal mussten wir feststellen, dass der klischee Kanadier mehr „Glamping“ als „Camping“ betreibt. Zu einem kanadischen Campingausflug mit der ganzen Familie gehört zunächst einmal ein gut ausgestatteter Wohnwagen oder Caravan. Die meisten davon besitzen eine Markiese. Falls nicht haben wir auch schon den ein oder anderen Pavillion gesehen. Darunter befindet sich der Essbereich mit allerhand Campingstühlen, einem Campingtisch mit Tischdecke und im Besten Fall etwas Tischdeko. Damit der Strom nicht ausgeht darf ein Genarator natürlich nicht fehlen. Mindestens jeder Zweite hat ein paar Kanus, Stand-Up-Paddle-Bords und aufblasbare Wasserinseln dabei. Wer es sich leisten kann bringt sein Boot mit und wer zu faul zum Laufen ist hat sein Quad dabei. Bei letzteren kann man auch immer davon ausgehen, dass das Jagdgewehr am Start ist. Eine Sache die wirklich jeder Kanadier zum Campen mitbringt ist die Motorsäge und eine Axt. Beides wird gebraucht um Feuerholz zu schlagen. In der Regel brennt den ganzen Tag ein Lagerfeuer.
Daniel und ich hatten nicht einmal Campingstühle. Wahrscheinlich boten wir für unsere meisten Mitcamper einen kläglichen Anblick. Jedenfalls kam einer unserer Nachbarn am Abend mit einem Arm voll frisch geschlagenem Feuerholz zu uns. Die kanadische Art ein Lagerfeuer zu entfachen ist ganz leicht: Einfach eine ordentliche Ladung Benzin über die Holzscheite kippen, zurücktreten und ein brennendes Streichholz auf den Scheit werfen. Es dauerte also nicht lange und wir hatten ein schönes Feuer um uns die Wartezeit zu verkürzen. Dann endlich, gegen Mitternacht, sahen wir erste grüne Schliere am Himmel. 

 


Wanderungen, Pannen und Regen

Nach den Nordlichtern verbrachten wir drei weitere Tage an einem anderen See, nicht weit entfernt von Prince George. Ich hatte mir ein neues Handy gekauft und als Sendungsaddresse die Poststation in Prince George angegeben. Jetzt mussten wir warten bis mein Päckchen ankam.
Als es endlich so weit war, nahmen wir den Kurs in Richtung Prince Rupert wieder auf. Entlang des Highways gab es verschiedene Wanderwege und wir wollten einige davon laufen. Wir kamen allerdings nur bis Vanderhoof, der nächsten Stadt, weil wir einen Platten hatten. Dass wäre schnell repariert gewesen, hätte der Mechaniker nicht festgestellt, dass unsere Hinterachsabdichtung undicht ist. Uns wurde ans Herz gelegt diese zu wechseln und so verbrachten wir einen ganzen Tag in der Werkstatt, da wir auf das Ersatzteil warten mussten. Zumindest gab es hier schnelles Internet und Kaffee. Der ganze Spaß kostete uns $350.Mit einigen Zwischenstopps hier und da ging die Fahrt schließlich weiter. Inzwischen ist es herbstlich geworden. Wir bedauerten das etwas, da es hier viele schöne Badeseen gab, nur zum Baden war es zu kalt. Außerdem regnete es jetzt öfters. Als wir schließlich in Houston ankamen entschieden wir das gute Wetter zum Wandern zu nutzen. Ein langer Waldweg führte uns zum Startpunkt, wobei wir einige Schlaglöcher und Bodenwellen umfahren mussten. Der Wanderweg zum "Story Lookout" führte uns 3,9 km auf die Bergspitze zu einem alten Feuerlookout. Von hier oben hatten wir einen schönen Blick auf die umliegenden Berge.



Zurück in Houston schwand die gute Laune, denn wir hatten schon wieder einen Platten. Es war der selbe Reifen wie zuvor. Von einem anderen Camper borgten wir uns einen Wagenheber. Dann wechselte Daniel den Reifen. Mit unserem Ersatzrad, wollten wir aber auch nicht zu weit fahren. Es war Samstag und keine Werkstatt hatte geöffnet um unser kaputtes Rad zu flicken. Wir entschieden uns zu einem nah gelegenem See zu fahren um dort das Wochenende zu verbringen. Als wir dort ankamen brannte bereits ein dickes Lagerfeuer bei unseren kanadischen Nachbarn. Die Kanus waren auch am Start, aber da es regnete kamen diese wohl nicht zum Einsatz. Statt zu paddeln hatten es sich die Besitzer unter ihrer Markise, zwischen Wohnmobil und Lagerfeuer gemütlich gemacht.


 

Montag früh ließen wir unseren Reifen flicken. Die Reparatur kostete uns nichts. Wir revanchierten uns mit einer Tüte Haribo Goldbären bei den Mechanikern. Endlich ging es weiter, doch unsere Pechsträhne wollte nicht ganz weichen. Wir hatten fast jeden Tag Regen, sodass wir die meiste Zeit im Auto oder öffentlichen Bibliotheken verbringen mussten. In Smithers versuchten wir noch einmal zu wandern. Der Weg zum Greater Lake erschien uns vielversprechend. An einem sonnigen Tag wäre es sicher eine schöne Wanderung gewesen, aber wir liefen die meiste Zeit durch eine Wolke und sahen nicht viel.


Prince Rupert

Schließlich erreichten wir Prince Rupert und gönnten uns zunächst ein paar warme Stunden im Whilrpool und der Sauna. Da die Fähre nicht täglich ablegte, mussten wir zwei Tage in Prince Rupert ausharren, bis wir nach Haida Gwaii übersetzen konnten.

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