Unser Roadtrip in Kanada kann beginnen

Anfang Juli näherte sich das Ende unserer Zeit in Victoria. Unsere Wohnung hatten wir bereits aufgegeben, und arbeiten wollten wir auch nur noch 1ne weitere Woche.
Bis zu dem Tag unseres Auszuges wussten wir noch gar nicht wie wir diese letzte Woche managen sollten, denn in der Stadt gibt es nicht so viele Möglichkeiten legal im Auto zu übernachten. Da wir beide körperlich anstrengende Jobs hatten brauchten wir auch eine Möglichkeit zu duschen etc.
Für unser „kleines“ Auto hatten wir uns bereits eine Dachgepäckbox zugelegt, so dass wir platz technisch zumindest schon ganz gut aufgestellt waren. Unser Plan sah vor dass wir jeden Tag zu einem nahe gelegenen See fahren, um uns zu erfrischen und zumindest das Gefühl von Sauberkeit haben. Wie sollte es anders kommen, war diese Woche teils regnerisch, teils einfach nicht so warm, wie die Wochen zuvor. Der Plan war also nicht optimal.
Am Sonntag, den 30. Juni, nachdem wir unsere Wohnung abgegeben hatten suchten wir uns also einen netten Platz zum übernachten. Wir checkten ein paar Orte aus, an denen es zwar nicht erlaubt ist zu stehen, aber von der Stadt toleriert wird. Wir entschieden uns für einen Stellplatz neben dem ältesten Friedhof in Victoria. Dort gab es eine öffentliche Toilette, Wasser, eine ruhige Straße, und das Beste: den Blick auf den Ozean mit den amerikanischen Bergen im Hintergrund. Diese Aussicht, gepaart mit der freundlich, lockeren Art der Menschen ist was Victoria so besonders macht.
Am Abend waren wir zu einem BBQ bei Mark eingeladen, den wir von unseren wöchentlichen Frisbee spielen kannten. Bei dieser Grillparty waren außerdem unzählige Nachbarn, Arbeitskollegen, und viele weitere Frisbeespieler eingeladen, den „Canada Day“ zu feiern.
So kam es das wir noch am Tag unseres Auszuges einige Angebote bekamen in der Einfahrt/Straße vor dem Haus von Leuten zu schlafen, und sogar 2 Gästezimmer angeboten bekamen.
Mark gab uns kurzerhand den Zugangscode zu seinem Haus. Wir mochten unseren zuvor gewählten Stellplatz und entschieden uns trotzdem dort zu schlafen, und nur das Badezimmer von Mark zu benutzen, das wir uns lediglich mit dessen 16 jährigen Sohn Sam teilen mussten.
Mark und seine Frau waren vor 30 Jahren selber als Backpacker, überall in der Welt, unter anderem in Westdeutschland unterwegs, und schafften es immer wieder uns nach dem duschen in Gespräche zu verwickeln und Storys auszutauschen. Die Angebote zum Abendessen schlugen wir zwar immer aus, einer Einladung in den Whirlpool oder einem gemütlichen Serienabend konnten wir allerdings nicht wiederstehen.
Außerdem konnten wir an unserem letzten Tag noch einmal unsere Wäsche waschen, bevor unser Roadtrip endgültig began.


Sooke Potholes
Unsere erste Station waren die nicht weit entfernten Sooke Potholes. Dieser Nationalpark ist bei Touristen sowie einheimischen beliebt, und an warmen Wochenenden überlaufen. Der Sooke River fließt durch die in der letzten Eiszeit entstandenen Felsklippen. Von den Wanderwegen aus kann man Stromschnellen und Wasserfälle beobachten. Dass eigentlich besondere sind aber die natürlich entstandenen Pools. Von diesen reihen sich mehrere aneinander, so dass sich das Wasser erwärmt. An vielen Stellen kann man von den begrenzenden Klippen von bis zu 20 m in die Becken springen, da diese sehr tief sind und die Felswände glatt. An anderen Stellen gibt es kleine Strände und flaches Wasser.

Burn in the Forest
Claudia und Mario, unsere deutschen Freunde, und Sophies Arbeitskollegen aus Victoria erzählten uns von diesem Festival, und wir kauften uns kurzerhand Tickets. Das „Burn in the Forest“ ist ein Kunst und Musikfestival, und ein kleiner Ableger des „Burning Man“ aus den USA. Es beruht auf den selben 10 Prinzipien. Das heißt es gibt keine Organisatoren oder Sponsoren die mit dem Festival Geld verdienen. Jeder Teilnehmer trägt etwas dazu bei, um die kleine Zeltstadt aufzubauen, Workshops anzubieten, Stationen zu betreuen, Kunstprojekte beizusteuern, oder Müll einzusammeln. Auf einem Burn wird nichts verkauft, sondern eine Kultur des Schenkens gelebt. Dadurch bekommt man an jeder Ecke Getränke, Essen oder kleine Aufmerksamkeiten geschenkt, und verschenkt selber was man möchte/kann ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Im Grunde wird alles geteilt. Da wir nicht all zuviel besitzen, leisteten wir unseren Hauptbeitrag mit unserer Zeit. Obwohl das Festival an sich nur 4 Tage (Do – So) geht, waren wir für 10 Tage eingeplant. Wir halfen LKWs mit verschiedenen Kunstprojekten und Organisationszelten zu beladen, und wieder zu entladen, Zelte und Bühnen aufzubauen, ankommende Autos in Parkplätze einzuweisen, und nach dem Event wieder alles abzubauen in LKWs zu verstauen und zurück nach Vancouver zu fahren.


Point Atkinson Lighthouse
Das Festival war 300 km östlich von Vancouver, und anfangs waren wir sehr traurig darüber diese wieder zurückfahren zu müssen. Das Gute daran war allerdings das wir nun die wunderschöne Küstenroute Richtung Norden von Vancouver nach Whistler nehmen konnten. Unsere erste Station war der älteste Leuchturm an der kanadischen Westküste, der Point Atkinson Leuchtturm, der die Schiffe sicher zum Vancouver Hafen leitet.



Garbaldi Lake
In Squamish lassen wir den Ozean hinter uns und kommen gleichzeitig im Paradies für Kletterfreunde an. Von hier bis Whistler erstreckt sich ein Canyon mit steilen Felswänden und vielen Kletterrouten. Wir blieben für 2 Nächte auf einem kostenlosen Campingplatz kurz vor Garibaldi. Diese freien Campingplätze bieten oft Tische, Feuerschalen, und Metalboxen, um Essen und Müll vor Bären und anderen Wildtieren zu schützen. Praktisch für alle die im Zelt schlafen, wir sind im Auto auch so relativ sicher. Auch wenn dieser Campingplatz perfekt für Backpacker ist waren wir in diesen 2 Nächten die einzigen, die nicht für's klettern hier waren. Stattdessen beobachteten wir die Anderen beim Klettern und entschieden uns für den 10 km langen Wanderweg rauf zum Garibaldi Lake und zurück. Dies ist ein großer, klarer, türkis-blauer Bergsee, für den sich die 800 Höhenmeter auf jeden Fall gelohnt haben. Außerdem gab es auf dem Weg noch einige schöne Aussichten auf das Tal sowie Streifenhörnchen und Adler zu beobachten.



Whistler & Wedgemount Lake
Whistler ist ein kleines Städtchen, mit ca 12.000 Einwohnern, dass bereits einige Auszeichnungen als schönste Stadt bekommen hat. Bekannt ist es aber für eines der größten Skigebiete Nordamerikas, weswegen jährlich über 2 mio Touristen in das Städtchen drängen. Jetzt im Sommer kann man zwar kein Ski fahren aber Wandern und Mountenbiken, so dass in den engen Straßen überall Parkplatznot herrschte. Wir entschieden uns die Stadt schnell wieder zu verlassen und 10 km weiter nördlich zu campen. Von unserem Campingplatz aus ging ein nur 7 km langer aber durchgehend steiler Weg, 1200 Höhenmeter rauf zum Wedgemount Lake. Dieser See ist um vieles kleiner als der Garibaldi Lake. Außerdem ist er türkis-blau, aber sehr milchig. Die blauen Farben sind typisch für Seen, die von Gletschern gespeist werden. An diesem See ist dies eindrucksvoll zu sehen, da wir uns mitten im Gletscher-Wunderland befanden. 180° um den See gibt es nichts anderes als Berge und Gletscher zu bewundern.



Auf unserem Weg in Richtung Salmon Arm machten wir viele Badestops in verschiedensten Seen entlang unseres Weges. Die meisten boten super klares Wasser, ein paar waren aber auch komplett grün. Dort verkniffen wir uns zu baden ;)

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