Unser erster Monat in Kanada

Dieser Blogeintrag ist schon lange überfällig. Seit Weihnachten befinden wir uns bereits in Kanada, aber ich habe es bis heute nicht geschafft ein paar Zeilen dazu zu schreiben. Dass möchte ich jetzt nachholen. Los geht's..

In Kanada kamen wir am 25. Dezember an. Unser Flieger landete in Vancouver, wo wir die erste Woche bei einer philippinischen Familie zu Gast verbrachten. Mit uns wohnten noch vier andere Reisende dort, da die Familie ganze drei Zimmer über Air BnB vermietet. In Vancouver verbrachten wir eine ganze Woche damit unser Jetlag auszuschlafen, die Stadt zu erkunden und uns auf unser kanadisches Arbeitsleben vorzubereiten. Dazu gehörte die Beantragung einer kanadischen Sozialversicherungsnummer, einer neuen SIM-Karte fürs Handy und die Eröffnung eines Bankkontos. Silvester feierten wir dann mit unseren französischen Zimmernachbarn, in der Innenstadt, wo jedes Jahr ein großes Feuerwerk organisiert wird.


Viel Zeit unsere kurze Nacht auszuschlafen hatten wir leider nicht, da wir am nächsten Morgen mit der Fähre nach Vancouver Island übersetzen wollten. Unser Ziel war Thetis Island.
Wie schon in Neuseeland wollten wir die nächsten Wochen mit wwoof'en (willing work on organic farms) verbringen. Unser Hauptbeweggrund war dieses Mal allerdings nicht der kulturelle Austausch, sondern die Einsparung an Kosten für Kost und Logis. Unsere Reisekasse hatte in Asien ganz schön gelitten und brauchte dringend Futter. Also beschlossen wir, neben unseren täglichen Aufgaben als Wwoof'er, auch Ausschau nach Jobs und Unterkünften zu halten. Leider ging dieser Plan nicht sonderlich gut auf. Wir hatten uns zum wwoof'en die kleine Insel Thetis ausgesucht. So schön diese kleine Insel war, so abgeschnitten war sie auch vom Rest der Welt. Neben den 300 Einwohnern gibt es hier außer Natur nicht viel. Nichteinmal Bären leben auf Thetis. Das hatten wir bei der Planung nicht ganz bedacht 😂. Wir verschoben unsere Arbeitsplanung also erst einmal nach hinten und genossen das idyllische Inselleben.
Unsere Gastgeber hießen Noah und Elisabeth. Die Beiden hatten das hektische Großstadtleben hinter sich gelassen und sind vor einigen Jahren mit ihrem Sohn Finn auf die Insel gezogen. Jetzt bewirtschaften beide zwei kleine Bauernhöfe. Die Beiden züchten Ziegen und Schweine für die Käse und Fleischproduktion. Unsere Hauptaufgabe bestand in der Versorgung aller Tiere. Also hatten wir jeden Menge zu tun, allerdings hatten wir Glück, denn dieses mal waren Daniel und ich nicht alleine. Mit uns wwoofte noch ein Franzose namens Mattheo. Mattheo hatten sein Geld bisher als Tanzlehrer verdient. Gut für uns, jetzt können wir Salsa tanzen 😎.
Von Noah lernten wir einiges über organische Gartenarbeit und sinnvolles Recycling. Zum Beispiel sammelten wir leere Futtersäcke. Später rissen wir diese auf, legten sie auf die Beete und deckten alles mit Mist ab. Mit der Zeit werden die Papiersäcke durch mikrobiologische Prozesse zersetzt und locken Würmer und andere Microorganismen an, die wiederum Nährstoffe in den Boden bringen.

Funfakt: Noah erzählte uns stolz, dass er in seinen jungen Jahren Nelly Furtado gedated hat. Natürlich bevor sie berühmt wurde. Hat aber anscheinend nicht gefunkt 😄.




Da wir so weit abgeschnitten kein Glück hatten eine Arbeit zu finden, beschlossen wir unser Glück in Victoria zu versuchen. Noah war so freundlich uns nach Victoria zu bringen, da er geschäftlich dort zu tun hatte. Dies war übrigens eine recht "interessante Geschäftsreise", die mit zwei halbierten Schweinen im Kofferraum endete...



In Victoria lebten wir die erste Zeit bei Couchsurfern. Für die Leser die dies nicht kennen, das Konzept von Couchsurfing beruht auf Unterstützung zwischen Einheimischen und Reisendem. Gastgeber stellen anderen Reisenden ihre Couch zur Verfügung. Geld wird dafür keines verlangt. Unser erster Gastgeber war Frührentner und ging zweimal mit uns wandern. Sehr nett von ihm 😊. Unsere zweite Gastgeberin war eine alleinerziehende Mutter, die in ihren jüngeren Jahren per Couchsurfing durch Mexiko und Hawaii reißte.



Unsere zweite Couchsurferin war es auch die uns den entscheidenden Tipp gab, bei Rhino Labourers nach Arbeit zu fragen. Rhino Labourers vermittelt Tagelöhner. Ich arbeite dort noch immer. Daniel hat hier nur ab und an gearbeitet, wenn seine Arbeit als Landschaftsgärtner ausfiel.
Victoria ist die mildeste Region in Kanada und daher auch als Palmenhauptstadt bekannt.
Schnee gibt es hier im Durchschnitt nur an 6,6 Tagen im Jahr mit je ca. 5 cm.
Dieser Februar war allerdings anders: ein Schneesturm bescherte Victoria die meiste Schneemenge seit Wetteraufzeichnung (über 60cm). Schon am 1. Tag nach gerade mal 12 cm Neuschnee brach die komplette Infrastruktur der Stadt zusammen. Alle Schulen wurden geschlossen, viele Arbeitsplätze blieben leer, liegengebliebene Autos soweit das Auge reicht. (Jeder 2. hat einen Pickup aber kaum jemand fährt hier mit Winterreifen)
Wir leben wie ihr seht also in einem sehr speziellen Teil von Kanada 😄.

Zwei Wochen nachdem wir in Victoria angekommen sind, hatten wir auch endlich eine Wohnung gefunden. Wir leben jetzt in einem Altbau, ca. 10 Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Zum Meer laufen wir 30 Minuten.


Noch ein Funfakt: In Kanada gibt es kein 13tes Stockwerk. Werden dennoch Häuser mit mehr als 13 Stockwerken gebaut, wird bei der Benennung das 13te Stockwerk einfach übersprungen. Nach dem 12ten Stockwerk folgt also Stockwerk Nummer 14. Warum? Weil die Kanadier glauben es bringt Unglück im 13ten Stockwerk zu wohnen 😳.




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