Wandern in Nepal




Von Pokhara aus starteten wir unseren Trip zum Annapurna Base Camp (ABC).

Tag 1: Der 1. Part bis Kande (1770 m) wurde mit dem Bus zurückgelegt. Kande ist einer der 4 üblichen Startpunkt für den Trek. Die Busfahrt war hierbei schon ein Highlight für sich. Obwohl die Strecke stark frequentiert war, und ca alle 30min ein Bus abfuhr, wurde nicht nur gewartet bis der letzte Platz belegt ist, sondern neben dem Gepäck, das die Reisenden mitbringen, noch zusätzliches Gepäck zum Transport beladen. So bestand die erste halbe Stunde der "Fahrt" daraus, das wir 2-5 min fuhren, und dann die selbe Zeit standen, in welcher der "Busbegleiter" Einkäufe eledigte. So wurde der Gang nach und nach mit einem großen Sack Reis, Tierfutter sowie anderen Sachen befüllt. Die Straße war in einem hier üblich schlechtem Zustand, und so brauchten wir ca 2h. Da wir Aufgrund einiger Komplikationen ohnehin erst später als geplant loskonnten, und Sophie sich zusätzlich nicht allzu gut fühlte, blieben wir für den Rest des Tages sowie die Nacht in Kande.


 Neuer Tag 1: Nachdem wir also tags zuvor nicht wirklich gelaufen sind, starteten wir heute nach einem guten Frühstück früh in den Tag. Das erste Teilstück hatte es gleich in sich, denn wir mussten zum Australien Camp auf eine Hohe von 2060m, also gut 300 Höhenmeter nach oben. Erstaunlicherweise waren wir hier sehr schnell unterwegs und nach schon knapp 1h oben. Ab hier ging es dann über Pothana leicht Bergab-Bergauf bis nach Bhichok Deurali auf eine Höhe von 2130m. Dies ist ein kleiner Ort auf einem Bergkamm, also mit super Aussicht in beide Richtungen. Auf der einen Seite das Tal mit Blick nach Pokhara, auf der anderen Seite das Modi-Khola-Tal mit den hohen Bergen des Himalaya im Hintergrund. Kleiner Ort bedeutet im übrigen wie fast überall auf der Strecke 3-5 Gästhäuser, die sowohl Räume zum schlafen, als auch Essen anbieten. Wir aßen hier Mittag, und sammelten neue Kräfte. Nach 1,5h ging es dann aber weiter. Über Bhedi Kharka machten wir uns an einen steilen Abstieg, bis wir schließlich in Tolka auf einer Höhe von 1700m einkehrten. Tatsächlich wollten wir ursprünglich noch eine Stunde bis zum nächsten Ort gehen, wurden aber von der Gastmama sehr freundlich überredet doch hier zu bleiben. Dies war auch eine gute Entscheidung, denn die Unterkunft war super schön, sauber, günstig, mit warmer Dusche und super leckerer Küche (okay zugegeben, das Essen war in Nepal bisher überall richtig lecker).



Tag 2: Auch an diesem Tag entpuppte sich unsere Entscheidung schon in Tolka zu schlafen als richtig, denn bis Landruk benötigen wir mit 2h länger als gedacht. Der Weg ging stetig bergab, an manchen Stellen auch recht steil. So machten wir viele kleine Pausen, bis wir in Himalpani eine Höhe von nur noch 1332m erreichten. Funfakt: 72% aller Trekker benutzen diese Teleskop-Wanderstöcke. Auch uns wurden diese in der Stadt mehrfach als unverzichtbar angepriesen. Da wir nun aber etwas auf unser Budget achten müssen, und uns nur ungern mit zusätzlichen Balast behängen, fiel es uns leicht zu widerstehen. Bei den einheimischen Lastenträgern sieht man diese Stöcke nie, und auch die Guides haben wenn meist nur Bambusstäbe. In einer unserer Pausen schnitten wir uns aus dem im Tal wachsenden Bambus kurzerhand auch jeder ein Wanderstock. Da wir den Modi-Khola und dessen Zuläufer mehrfach überqueren mussten, gab es einige Hängebrücken auf unserem Weg. Im Gegensatz zu den meisten Hängebrücken, die wir aus Neuseeland kannten, auf welche oft nur 1-2 Personen durften, sind diese für deutlich mehr Touristen und Lastentiere ausgelegt. Da der Tag noch jung war, machten wir uns an einen weiteren steilen Aufstieg, bis wir in Jhinu Danda wieder eine Höhe von 1780m erreichten, wo wir den Tag gemütlich ausklingen ließen. Hier übernachteten wir in einem einfachen aber größeren Hotelkomplex. Zwar gibt es hier in der Nähe auch eine natürliche heiße Quelle, uns war aber eher nach einer kalten Dusche zumute. Ein absolutes Highlight der Strecke erlebten wir kurz vor unserem Zielort. Zwischen Samrung und Jhinu Danda überspannt eine gewaltige Hängebrücke das Tal. Mit einer Höhe von 150m? und einer Länge von 200m? ist diese nicht nur von weitem beeindruckend. Knapp nach uns überquerte zusätzlich eine Karawana mit 10 Maultieren/Muli die Brücke. Unser Abendessen war also gesichert. Nach dem Dinner spielten wir Karten mit Aeron, einer Kanadierin, die alleine unterwegs war, später verquatschten wir uns mit einem nepalisischen Touristenführer, dessen Namen und leider entfallen ist. Somit blieben wir deutlich länger wach als wir uns zugetraut hatten. :)



Tag 3: Da ein einfaches Frühstück ca genauso viel kostete wie ein ordentliches Mittag entschieden wir uns direkt loszulaufen um im nächsten Ort ein frühes Mittag zu essen. Was wir wussten war, dass wir bis dorthin geschätzt 2000 steile Stufen und 400m nach oben laufen mussten. Auf einer Höhe von 2200m gab es dann das ersehnte Essen. Außerdem wussten wir das unser Tagesziel Sinuwa mit 2360m nochmal höher lag. Was wir jedoch nicht ahnten: um dorthin zu gelangen mussten wir ein weiteres Tal kreuzen. Also ging es wieder steil bergab, bis wir bei 1800 Höhenmetern eine Hängebrücke auf die andere Seite fanden. Von dort galt es abermals den Berg zu erklimmen. Ich denke wir können behaupten: wir waren sehr langsam unterwegs. Fast die ganze Strecke, wurden wir von immer den selben Gepäckträgern überholt. Immer wenn diese rasteten setzten wir uns wieder nach vorne ab. Der "kleine" Unterschied: diese Nepalesi schleppten jeweils 25 - 30 kg Gepäck nach oben. Traditionell werden die Lasten über einen Riemen an der Stirn getragen. Sophie hat bei einer unserer gemeinsamen Pausen versucht solch ein 30kg Paket anzuheben. Sprechen wir nicht weiter hierüber. ;) Endlich angekommen ging es direkt unter die Solardusche und früh ins Bett.



Tag 4: Nachdem wir uns die ersten Tage im tropischen und subtropischen Klima aufgehallten haben, erreichten wir heute mit zunehmender Höhe eine gemäßigtere Zone. In unserer Region sind die morgen klar, über den Tag ziehen aber immer Wolken auf. Da wir bis auf eine Höhe von 2900m hoch mussten, liefen wir die halbe Strecke auch in dieser Wolke. Es war also nass und deutlich kälter als die Tage zuvor. Der Weg führte stetig bergauf, bis wir gegen 15 Uhr im 2-Herbergen-Ort Hilamaya ankamen. Im Gemeinschaftsraum schlossen wir uns einer 7 köpfigen Reisegruppe aus Deutschland an, und spielten bis zum Abend Karten.


Tag 5: Heute startete unser "Höhentraining" denn unser Tagesziel, dass Machhapuchhre Base Camp (MBC) liegt mit einer Höhe von 3700m deutlich über der 3000er Marke ab welcher die Luft dünner wird. Wir gingen es also wieder ruhig an und liefen nur langsam bergauf um einer Höhenkrankheit vorzubeugen. Der Machhapuchhre ist ein fotogener Berg, denn von vorne/unten ist er sehr spitz und sieht wie eine Haiflosse aus. Von der Seite (wir sind in den letzten Tagen um ihn rum) ähnelt er einem Fischschwanz, zumindest hat er daher seinen Namen, den genau das bedeutet Machhapuchhre übersetzt. Mit 6993 m kratzt er außerdem äußerst knapp an der 7000er Marke. Im Volksmund ist der bei den Nepali als heilig geltende Berg auch als jungfräuliche Spitze bekannt. Im Jahr 1957 (der Everest war also schon geknackt) leitete Colonel J.O.M Roberts ein Team zur Besteigung des Machhapuchhre, nur um nur 45m vor dem Ziel umzukehren. Es gibt 2 Theorien zu der Abbruchursache, die erste ist ein Schneesturm, die zweite: aus Respekt vor den Einheimischen und deren Glauben verzichteten sie freiwillig auf die Überquerung der Spitze. So oder so, ein niemals bestiegener Berg, denn seit 1965 ist es auch gesetzlich verboten auf diesem Berg zu klettern. Allerdings gilt es auch als ziemlich sicher, dass Bell Denz, ein neuseeländischer Bergsteiger, den Berg in den frühen '80ern illegal erklommen hat.



Tag 6: Die meisten anderen Gäste des MBC verließen das Camp zwischen 4 und 5 Uhr am Morgen, um bis zum Sonnenaufgang das Annapurna Base Camp (ABC) zu erreichen. Dort wollten sie den Sonnenaufgang genießen und am selben Tag den Abstieg beginnen. Uns war das zum einen zu kalt, zum anderen hatten wir nicht so viel Lust im Dunkeln die 400m bis zu einer Höhe von 4130m zu erklimmen. Außerdem planten wir eine Nacht im ABC zu bleiben. Wir waren also die einzigen beim Frühstück und machten uns auch gleich anschließend selbst an den Aufstieg. Da das MBC komplett einkekesselt von hohen Bergen liegt, mussten wir das erste Stück im Schatten zurücklegen. Nach ca 1/3 des Weges erreichte uns aber die Sonne und es wurde wärmer. Mittlerweile kamen uns auch mehr und mehr von den Frühaufstehern entgegen, und als wir das Base Camp erreichten, waren wir fast die einzigen dort. Wir hatten genug Zeit die Sonne und Aussicht zu genießen bevor uns gegen 2 die aufziehenden Wolken in den Gemeinschaftsraum vertrieben. Die Wolken blockten nicht nur die wärmende Sonne, sondern brachten auch neuen Schnee. Diese Hütten hier sind im übrigen alle unbeheitzt, so helfen nur viele Schichten vor der Kälte. Und natürlich eine heiße Schüssel Knoblauchsuppe. Knoblauchsuppe ist das Allheilmittel der Bergleute, den es hilft unter anderem auch zur Vorsorge von Höhenkrankheit.

P.s.: Wir sind am 4.11. im ABC angekommen, also pünktlich zu Axel's Geburtstag. Da wir kein Internet hatten, konnten wir leider keine Glückwünsche nach Hause schicken. Gedachte haben wir trotzdem an das Geburtstagskind.



Tag 7: Fazit des Tages: runter geht immer schneller als rauf! Am Abend zuvor waren wir seeehr früh im Bett, denn unter unseren Decken war es einfach am wärmsten. Trotzdem sind wir nachts nochmal raus um uns den Sternenhimmel anzuschauen, und früh für den Sonnenaufgang aufgestanden. Schön anzuschauen war natürlich auch von hier der Machhapuchhre. Aber wirklich beeindruckend ist die Felswand hoch zum Annapurna I. Der Berg sieht zwar eher wie ein formloser Erdhügel aus, ist aber mit 8091m der 10. höchste der Welt. Außerdem reicht er von unserem Standpunkt aus nochmal knapp 4km steil in die Höhe. Annapurna war der Erste der 14 Achttausender, der geknackt wurde. 1950 gelang Maurice Herzog's französischer Expedition was vorher niemandem gelang. Das Buch, dass Herzog anschließend schrieb, ist nebenbei das meistverkaufte Bergsteigerbuch aller Zeiten. Eine bekannte Umschreibung sagt: "Annapurna I ist gefährlich vom Norden, gefährlich und schwierig vom Nordwesten, und steil, gefährlich und schwierig vom Süden." Und auch heute noch, ist es der Berg mit der höchsten Todesrate. Auf 2 Besteigungen kommt 1 Toter. Aber zurück zu unseren Tag. Nachdem wir uns sattgesehen hatten, machten wir uns schon früh an den Abstieg. Bereits 7 Uhr waren wir nach einem warmen Tee auf dem Weg, und kamen wahnsinnig schnell voran. Gegen 2 erreichten wir Tilche und schliefen dort auf einer Höhe von 2160m. Wir sind also 2000 Höhenmeter nach unten, und waren zwischendurch sogar noch tiefer. Zum Vergleich: auf dem Hinweg benötigen wir für den selben Weg 3 Tage.



Tag 8: Wie wir morgens feststellen mussten hatten wir beide Muskelkater vom Vortrag. Trotzdem sollte es ja weitergehen, und so machen wir uns mit dem Tagesziel Tadapani auf den Weg. Sophie schien mit dem Muskelkater besser klar zu kommen, zumindest war heute der erste Tag an dem sie vorweglief und ich mich hinterher schleppte. Da wir den selben Weg zwischen Sinuwa/Tilche und Chhomrong wie am Tag 3 rückwärts zurücklegen mussten, gallt es wieder erst auf 1800m nach unten und anschliesend steil auf 2200 rauf. Ab hier würde es einfacher denn wir konnten eine Weile mit nur leichten anstiegen bis kurz vor Ghurnung zurücklegen. Dieser Ort liegt natürlich wieder in einem Tal und so mussten wir mal wieder von unseren 2300 Höhenmetern auf 1900m runter. Tadapani liegt auf der anderen Seite des Tals auf einer Höhe von 2630m. Auf halben Weg gaben wir uns geschlagen und kehrten in Chuile bei ca 2310m ein.



Tag 9: Unsere Beine konnten sich also etwas erholen, bevor es am Morgen die restlichen Meter bis Tadapani nach oben ging. Außerdem hatten wir am Abend zuvor entschieden die Runde über Poon Hill (3178m) auf ein andern mal zu verschieben, und so kiefen wir zurück. Ab Tadapani ging es eigentlich nurnoch bergab bis wir kurz hinter Ghandruk den kleinen Ort Kimche (1700m) erreichten. Einmal dort angekommen mussten wir noch auf den Bus warten der uns zurück nach Pokhara brachte. An unserem letzten Tag hatten wir nochmal eine wunderschöne Sicht auf das Annapurna Himalaya Bergpanorama, und den Weg der bereits hinter uns lag. Auf den Bildern erkennt vllt auch ihr mittlerweile schon ein paar Berge wieder. Von hier aus sticht der Annapurna South besonders ins Auge. Warum der Berg nicht wie die anderen nummeriert wurde und Annapurna V heißt kann man nur raten. Er liegt am südlichsten und blockt mit seinen 7219m von hier aus die Sicht auf den dahinter liegenden Annapurna I. Wie haben diesen Riesen in den letzten Tagen 2x halb umrundet (okay es war eher eine 1/4 Runde) kennen ihn jetzt also von einigen Perspektiven. Vom Modi Khola Tal ragt er beeindruckende 5000m in die Höhe. Und von Westen betrachtet soll er wie eine perfekte Pyramide aussehen.


Das passende Video zu diesem Blog ist bereits fertig geschnitten, und hier zu finden ;)

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