Arbeit auf dem Vineyard

Da wir für unseren WOF (neuseeländischer TÜV) etwas Geld in die Hand nehmen mussten (siehe hier: 500 km für den TÜV),  und die Weinernte gerade in den Startlöchern stand, entschieden wir uns für ein paar Wochen bei der Weinernte zu helfen (das war Anfang März).
Jetzt ging alles relativ schnell, und wir mussten direkt nach Cromwell fahren um unseren Arbeitsvertrag zu unterschreiben, damit es am nächsten Tag direkt losgehen konnte.

Unser Arbeitgeber (VineWise) ist eine größere Organisation, die für mehrere Weinberge in der Region Cromwell / Queenstown / Wanaka die Arbeiter stellt und sich um die Logistik kümmert.
Der Weinreben müssen ja nicht nur gepflückt, sondern auch noch verladen und zur Kelterei transportiert werden.

Also arbeiteten wir für insgesamt 3 Wochen fast jeden Tag im schnitt 9h.
2 Tage hatten wir dann doch frei, einmal brauchten wir einfach eine Pause, und ein anderes mal gab es dank einem Feiertag, 8h bezahlten "Urlaub".
An 3 weiteren Tagen arbeiteten wir nur 3h, einmal waren wir auf dem entsprechendem Weinberg zu viele Arbeiter, und damit viel zu schnell fertig. Beim zweiten Mal weil es regnete.
Ansonsten geht so ein Arbeitstag tatsächlich 8,5 - 10 Stunden, wobei eine halbe Stunde Mittagspause schon abgezogen wurde.

Die Arbeit an sich sieht so aus:
Jeder Arbeiter ist mit einem Plastikkorb, sowie einer Gartenschere bewaffnet.
Mit der Schere werden die Reben angeschnitten und in den Korb geschmissen.
Sind alle Trauben ab, zeiht/schiebt/trägt man den Korb etwas weiter, und pflückt dort alle Trauben.
Normalerweise bearbeitet man so ca 5-10m bis man wieder alle anderen Arbeiter Überholen muss um sich einen neuen Bereich zu widmen.
Ist der Korb voll, reicht man ihn in die benachbarte Reihe, in der ein Traktor fährt. Auf dem Anhänger nehmen 2 Arbeiter die Körbe entgegen, leeren diese, und sortieren dann schlechte Reben aus.
Denn ja nach Weinberg und Weinqualität, müssen auch wir schon schlechte Reben aussortieren, oder aber auch nicht.
Manche Trauben sind von Vögeln angefressen, andere sind teilweise faulig, oder vertrocknet.

Da wir meistens 6 Reihen gleichzeitig bearbeiten (3 auf jeder Seite vom Traktor) müssen die Arbeiter in der Mittelreihe zusätzlich die vollen Körbe der Außenreihen zur Traktorreihe weiterreichen.

Damit ihr euch auch vorstellen könnt wie viele Trauben an so einem Tag zusammenkommen, gibt es hier mal ein beispiel mit Zahlen:

An diesem Tag waren wir 19 "Pflücker", 2 Traktorfahrer (denn wenn ein Traktor voll ist muss direkt der nächste bereit stehen) + 2 Arbeiter auf dem Hänger.
Die Arbeit startete 7:30 und endete 18 Uhr. Minus 30min Mittagspause heißt das 10h bezahlte Arbeit,
in denen wir noch zwei 15min Pausen haben.

Schätzungsweise sind wir an diesem Tag 10 km gelaufen.
Zusammen haben wir 24,75 Tonnen Trauben gepflückt.
Das entspricht für jeden Pflücker 1,3 Tonnen!

Interessanterweise sind wir in unserem Team die einzigen deutschen,
der Rest besteht aus ca zehn französischen Backpackern,
ebenfalls ca. zehn Männern aus Vanuatu,
zwei Kiwis (die Traktorfahrer), okay einer von denen ist ursprünglich Hölländer aber lebt schon seit 30 Jahren hier,
sowie ein Inder (unser Vorgesetzter).

In diesem "Team" waren wir fast die ganze Zeit unterwegs. Allerdings arbeiten für Vinewise vier solche Teams parallel.
So kommt es durchaus mal vor das zwei Teams zusammengeworfen werden, oder ein paar Leute hin und hergeschoben werden.
An einem Tag waren sogar alle vier Teams, also ca 100 Leute auf nur einem Weinberg unterwegs.
Leider weiß ich nicht wieviel Tonnen wir dort insgesammt gepflückt haben, aber ihr könnt ja grob überschlagen ;) (wir haben 9h gearbeitet)

Das frühe Aufstehen, und lange Arbeiten ist sehr anstrengend für uns, allerdings wurden wir dafür sehr oft mit wunderschönen Sonnenaufgängen belohnt, die wir ansonsten verschlafen hätten ;)

 

Bis zur ersten Pause ist es meistens noch relativ kalt, und der Tau auf den Blättern und Trauben macht die Sache nicht angenehmer.
Im großen und ganzen ist die Arbeit aber nicht soo schlimm.
Man kann Musik oder Hörspiel hören, sich nebenbei unterhalten, und vor allem: die Vanuatu verbreiten immer gute Laune.
Und nicht zu vergessen, wir können nebenbei Trauben essen, denn ob wir am Tag 1,3 oder 1,299 Tonnen sammeln interessiert niemanden ;)

letzte Woche Donnerstag war dann unser letzter Arbeitstag, und Winewise organisierte eine große Party um sich bei allen Arbeitern zu bedanken und zu verabschieden.

Die nächsten 2 Tage entspannten wir dann noch in Cromwell, bevor weiter fuhren und Ostern bei Mt.Cook verbrachten.

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