Die Reisekasse aufbessern...
Nachdem wir beim Farwell Spit gewesen
und den Abel Tasman Nationalpark erkundet haben, wollten wir unsere
Reise an der Westküste Neuseelands fortsetzen. Also brachen wir in
Motueka auf um Richtung Nelson zu fahren und von dort aus die Straße
Richtung Westport zu nehmen. Allerdings hielt unser Reiseplan nicht
besonders lange. Wir waren gerade zwei Minuten unterwegs, als wir
eine SMS von Steven, unserem neuen Arbeitgeber bekamen.
Auf den Job sind wir durch Zufall
aufmerksam geworden. In der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr
haben wir auf einem Campingplatz bei Motueka zwei Backpacker kennen
gelernt, die uns von ihrer Arbeit erzählten. Die beiden waren auf
einer Hopfenplantage tätig, für die ab dem vierten Januar weitere
Arbeitskräfte gesucht wurden. Wir bekamen die Handynummer von
Steven, dem Hopfenbauern und meldeten uns kurzerhand bei ihm mit
einer SMS. Daraufhin haben wir nichts mehr gehört. Eine Woche später
hatten wir die SMS schon fast vergessen bis wir kurz nach unserem
Aufbruch in Motueka eine Rückmeldung bekamen: Wir sollten am
nächsten Tag anfangen. Also verschoben wir unseren Plan die
Westküste zu bereisen um zwei Wochen nach hinten und fuhren
stattdessen Richtung Tapawera zu unserem neuen Arbeitsplatz.
Am Anfang ist es etwas befremdlich wie
kurz und schmerzlos Einstellungsgespräche in Neuseeland ablaufen
können. Bisher waren all unsere Vorstellungsgespräche nie länger
als zwei Textnachrichten. Auch das Arbeitsverhältnis ist hier
lockerer. Zum Beispiel siezen Neuseeländer ihren Chef nicht. Hier
werden auch die Vorgesetzten mit ihrem Vornamen angesprochen.
Unser neuer Chef heißt Steven und ist
bisher der Beste Arbeitgeber den wir in Neuseeland hatten. Anders als
andere Arbeitgeber macht sich Steven Gedanken über die Ergonomie am Arbeitsplatz und gibt Geld aus, um uns mit Dingen
zu versorgen, die die Arbeit erleichtern. So bekommen wir neue Hocker
oder Kniepolster was deutlich Gelenkschonender ist, wenn man den
ganzen Tag in gebückter Haltung arbeiten muss. Ein weiterer Bonus
ist der Kühlschrank, welcher zuverlässig jeden Freitag und Samstag
mit Freibier befüllt wird.
Die Arbeit selbst ist ok. Daniel und
ich arbeiten in unterschiedlichen Jobprofilen, weshalb wir uns nur
während der Pausen sehen. Als Maschinenbauer darf Daniel in der
Halle arbeiten, wo alle Backpacker mit technischem Hintergrund an
zwei Maschinen tüfteln, die nach der Ernte für die Hopfengewinnung
gebraucht werden. Dies ist aus vielen Gründen der bessere Job.
Erstens ist man wetterunabhängig, d.h. man kann jeden Tag arbeiten
und Geld verdienen. Zweitens ist man dort mehr oder weniger sein eigener Chef, kann
etwas nützliches lernen und ist mit abwechslungsreichen Tätigkeiten
beschäftigt.
Da ich keine technische Ausbildung
habe, helfe ich bei der Bepflanzung der neu angelegten Hopfenfelder.
Unsere Aufgaben bestehen darin, die Jungpflanzen zu beschneiden und
für das Auspflanzen vorzubereiten. Dann das Auspflanzen selbst. Der
Hopfen wird auf dieser Farm maschinell eingepflanzt, was in
Neuseeland bislang noch niemand macht, wie Steven uns stolz erzählt
hat. Allerdings müssen wir Passagen, die für die Maschine nicht
befahrbar sind, per Hand bepflanzen. Außerdem sind viele der
maschinell eingesetzten Pflanzen mit zu viel Erde bedeckt, weswegen
wir viel Nacharbeiten müssen. Da Hopfenfelder riesig sind, haben wir
einige Tage viel zu tun. Der Nachteil an meiner Arbeit ist, dass wir
stark abhängig vom Wetter und dem Wachstum der Jungpflanzen sind. Es
ist schon ein paar Mal vorgekommen, dass ich frei hatte weil der
Regen zu stark war oder die Jungpflanzen noch ein paar Tage Wachstum
brauchten bevor sie ausgepflanzt werden können. Dass ist dann immer
ein bisschen Schade.
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