Das Leben auf einer Farm in Neuseeland

Nachdem wir zwei Tage im Te-Urewera-Nationalpark verbracht haben, geht die Fahrt weiter. Unser Ziel ist die Watson-Farm im Maketau District nördlich von Taupo. Hier leben Susan und Don, bei denen wir gerade wwoof'en, aber dazu später. 
Erst einmal mussten wir dahin kommen und da wir sehr langsam unterwegs sind, brauchten wir für die Fahrt eineinhalb Tage. Unterwegs haben wir noch einmal einen kurzen Boxenstopp am Hot 'n' Cold Pool eingelegt. Hier sind wir vor mehreren Wochen schon gewesen, als wir Rotorua besichtigt haben. Nun ja, schöne Dinge kann man auch zweimal machen 😉. Die Nacht haben wir dann am Atimuri Damm verbracht, wo auch dass nachfolgende Bild entstanden ist.


Schließlich sind wir bei Susan und Don Watson angekommen und wurden sofort aufgeregt von zwei Labradoodlen begrüßt. Die beiden Hunde heißen Teddy und Cracker und wurden sofort ins Herz geschlossen. Susan und Don sind ein älteres Ehepaar. Don ist Elektroingenieur und Susan betreibt die kleine Farm. Hier wohnen wir jetzt seit zwei Wochen und helfen täglich mehrere Stunden bei der Farmarbeit. Im Gegenzug haben wir Kost und Logie frei. Das ganze nennt sich wwoof'ing, was ausgeschrieben "willing workers on organic farms" bedeutet.



Neben Teddy und Cracker leben auf der Farm noch die zwei Esel Kathy und Shiba, sowie das Pferd Tom. Dann gibt es noch Hühner, ganz viele Schafe und fünf Kühe. Unsere täglichen Aufgaben sind sehr verschieden. Seit dem wir hier sind, haben wir Unkraut gejätet und viel bei der Gartenarbeit geholfen, den Badezimmerschrank neu gestrichen, den Audi geputzt und Essen gekocht. Da gab es übrigens Kartoffelsalat nach Omas Originalrezept  (der hat allen so gut geschmeckt, dass ich ihn diese Woche gleich nochmal machen sollte 😉). Außerdem halfen wir beim Eintreiben der Kühe, beim Aufbau elektrischer Zäune für die Weide oder beim Zusammentreiben und Verladen der Schafe. Susan wollte ihre Schafherde verkleinern und hat dazu alle Tiere zusammengetrieben und 16 Lämmer für den Verkauf ausgewählt. Lustigerweise haben zwei ihrer anderen Schafe gleich in der nächsten Nacht drei süße Lämmer geboren. 😂


Währenddessen genießen Daniel und ich den täglichen Luxus, welcher uns sonst beim Reisen verwährt bleibt. Dass sind ganz normale Dinge wie eine richtige Dusche, regelmäßiges Internet, Strom, ein ordentliches Bett, Gerichte aus dem Ofen und ausreichend Platz um seinen Krempel in der Wohnung zu verteilen ohne ihn wegräumen zu müssen.

Susan und Don sind sehr liebenswerte Gastgeber und versuchen uns möglichst viel zu zeigen. Auch geben sie uns viele Informationen und Tipps für unsere weitere Reise. Letzte Woche hat uns Susan zum Aratiata Staudamm gefahren, da sie nach Taupo musste um Besorgungen zu machen. Da der Aratiata Damm sowieso auf unserer To-Do-Liste stand, haben wir uns über die Fahrt gefreut. Der Aratiata Damm staut den Waikato River an. Dieser ist der längste Fluss Neuseelands und stellt außerdem Trinkwasser für über 140.000 Menschen bereit. Vom Damm aus geht ein zweistündiger Wanderweg den Waikato River entlang, an dessen Ende Susan uns wieder eingesammelt hat.
Der Aratiata Damm ist sehenswert, da hier jeden Tag um 14 Uhr die Schleusen geöffnet werden. Zuschauer werden daraufhin Zeuge der gewaltigen Wassermassen, die sich hinter dem Damm ergießen. Dass sah schon cool aus. Die Fotos zeigen den Fluss einmal vor- und nach der Schleusenöffnung.



Der Wanderweg führte uns ein kleines Stück den Waikato River entlang . Unterwegs sind wir an dem Huka Fall vorbei gekommen. Der Huka Fall ist der am meisten gesehene Wasserfall in Neuseeland und besticht durch seine wunderschöne, türkisfarbene Optik. Die Fotos sind nicht stark bearbeitet. Das Wasser ist wirklich so blau 😉



Der Wanderweg endet schließlich im Spa-Park von Taupo, wo Susan schon auf uns wartete. Trotzdem konnten wir uns noch kurz Zeit nehmen um die letzte Attraktion des Wanderweges auszutesten. Im Spa-Park entspringt der Otumuhuke Stream, welcher kochend heiß aus der Erde kommt und in den Waikato River fließt. Durch die Vermischung beider Gewässer entsteht hier ein wunderbarer Hot Pool. Wir hatten Badesachen dabei und sind noch schnell ins warme Wasser gehüpft, bevor das nahende Unwetter uns schließlich aus dem Pool vertrieben hat.


Ausflüge, wie den zum Waikato River, haben wir natürlich in unserer Freizeit gemacht. Davon haben wir relativ viel, da wir jeden Tag nur vier Stunden für Susan und Don arbeiten müssen. Die restliche Zeit haben wir unserem Auto gewidmet. Unser guter Simpson ist ja sehr alt. Leider hat die Innenverkleidung des Daches über die Jahre angefangen zu schimmeln. Da wir das nicht mehr wollten, haben wir die komplette Verkleidung raus gerissen. Danach waren wir fast zwei Tage damit beschäftigt den Kleber von der Decke zu raspeln, mit dem die Venylplanen ursprünglich angebracht wurden. Dass war wirklich nervig und langwierig. Außerdem haben wir die Gelegenheit gleich für eine ausführliche Grundreinigung genutzt, die der gute Simpson nach den staubigen Schotterpisten dringend nötig hatte. Da wir beide keine großen Putzteufel sind, hat es nicht lange gedauert bis wir keine Lust mehr hatten und kurzerhand einen kleinen Ausflug eingelegt haben. Mit den Mountainbikes unserer Gastgeber führen wir zu den "craters of the moon". Dieses Areal gehört zu den geothermischen Abschnitten um Taupo und ist aufgrund seiner unzähligen Mountainbike Tracks sehr attraktiv für Fahrradfahrer. Natürlich konnten wir den Frühlingsputz nicht ewig vor uns herschieben. Drei Tage später hatten wir den Simpson endlich fertig. Mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden.


Damit wir noch ein bisschen mehr neuseeländisches Farmleben zu spüren bekommen, hat Susan uns vor ein paar Tagen in die Tihoi Tavern eingeladen. Die Taverne ist ein kleines Gasthaus, in dem sich die Farmer der Gegend regelmäßig treffen. An den Wänden hängen Kettensägen und eine große Sammlung historischer Fotos und Zeitungsausschnitte. Die Atmosphäre ist sehr familiär. Die Gäste sitzen alle zusammen an einem großen Biertisch, während sie auf ihr Essen warten. Der Wirt sitzt am Tischende und unterhält seine Gäste. Auch wir mischen uns unter die Farmer und finden uns recht schnell zwischen lustigen Gesprächen wieder. Der Kiwi Akzent ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber auch sehr sympatisch. Mit gut gefüllten Bäuchen sind wir nach dem Essen noch zur Waihora Lagoon gefahren. Die abgeschiedene Lagune ist einer von Susans Lieblingsplätzen, mit vielen bedrohten Pflanzenarten. Das Besondere: da die Lagune nur vom Regen gespeist wird, müssen die Pflanzen, je nach Wetterlage, mit sehr unterschiedlichen Wasserständen auskommen.
An einem unserer letzten Tage hatten wir das Glück ein echtes neuseeländischen BBQ genießen zu dürfen. Es gab sehr viel Fleisch 😂. Es war aber auch super lecker und da wir auf einer Farm leben, kamen Steak, Lamm und Würste von der eigenen Weide.

Nach zwei Wochen auf der Farm nehmen wir unser Normadenleben wieder auf und arbeiten uns langsam vor Richtung Süden.




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